Stillen – was lange währt, wird endlich gut

MEINE STILLGESCHICHTE

Nachdem das Stillen bei meiner ersten Tochter leider nie richtig geklappt hat, war es mir bei meinem zweiten Baby umso wichtiger, dass ich voll stillen kann. Und obwohl ich nicht ganz unerfahren war, war es wieder ein Kampf, mit Schmerzen, Tränen und einigen Momenten der Verzweiflung, der schließlich aber mit einer innigen und harmonischen elfmonatigen Stillbeziehung belohnt wurde.

Verunsicherung, Stress und Fehler beim ersten Kind

Rückblickend hatte ich beim ersten Mal wohl gar keinen Milcheinschuss. Die Milch hat nie gereicht, dieses Gefühl von heißen, spannenden, nahezu explodierenden Brüsten hatte ich bei Anna nie. Nach einer sehr niederschmetternden Stillprobe im Krankenhaus mit dem Kommentar „na, das war dann wohl ein Satz mit x“, wurde dann gleich zugefüttert und ich saß schon am zweiten Tag nach der Geburt mit einer Milchpumpe da. Die ganze Unsicherheit nach der ersten Geburt, die Angst etwas falsch zu machen und die zusätzliche Verunsicherung durch das Klinikpersonal, Meinung 1: „Sie müssen Ihr Baby alle zwei Stunden wecken und mindestens 20 Minuten pro Seite anlegen.“, Meinung 2: „Stillen Sie nach Bedarf und legen Sie Ihr Baby an, sobald es sich meldet.“ taten ihr Übriges. Ich war einfach nur gestresst. Auch daheim kam ich nicht zur Ruhe, meine Hebamme wollte mich nicht drängen und war selbst unsicher und wir hatten im Stundentakt Besuch von Freunden und Familie. Die Besuche waren von uns und auch vor allem von mir so gewollt, ich war fit, glücklich und freute mich jedem unsere kleine Tochter vorzustellen. Doch leider blieb das Wochenbett und das Stillen vor lauter Backen, Fotos machen und Quatschen auf der Strecke. Die elektronische Milchpumpe begleitete uns nach Hause und kam erst nach drei Monaten stillen, zufüttern und abpumpen wieder zurück in die Apotheke, nachdem Anna und meine Brüste sich quasi selbst abgestillt hatten.

Anna hat sich danach auch mit Flasche wunderbar entwickelt und ich wurde durchaus von einigen Freundinnen um die Freiheit beneidet, die ich dadurch hatte. Die Nacht von Freitag auf Samstag wurde immer von meinem Mann übernommen und auch ein stundenlanges (Sekt-)Frühstück mit Freundinnen ohne Baby war kein Problem.

Erst als ich dann mit Baby Nr. 2 schwanger war, wurde mir bewusst, dass mir das Stillen damals doch gefehlt hat und ich es beim zweiten Kind unbedingt „schaffen“ wollte voll zu stillen.

Im Krankenhaus klappte das Stillen zu meiner eigenen Überraschung auf Anhieb, Laura trank, ich hörte nicht auf die „wecken Sie Ihr Kind alle zwei Stunden“-Aussagen sondern entschied für mich, nach Bedarf zu stillen. Die Kleine nahm zu und wir konnten ohne die verhasste Milchpumpe nach Hause. Das zweite Wochenbett war dann auch tatsächlich ein Wochenbett: allein schon Anna zuliebe hatten wir wenig Besuch und wollten uns erstmal zu viert einfinden.

Der wichtigste Rat meiner Hebamme lautete: „Im Wochenbett sollst Du nur vier Dinge machen: Schlafen, Stillen, Essen und Trinken.“

Das haben wir weitestgehend eingehalten und es lief. Bis ich zwei Wochen nach der Geburt eine Brustentzündung bekam. Laura fing an die linke Seite konsequent zu verweigern, anzubrüllen, sodass ich teilweise über eine Stunde probierte sie anzulegen. Dazu kamen sechsstündiges Cluster-Feeding in den Abendstunden, höllische Schmerzen und schon beim Gedanken daran, dass sie bald wieder Hunger haben würde, verkrampfte sich alles in mir. Die Kleine nahm ab, ich war verzweifelt und wir fingen an zuzufüttern. Die Milchpumpe zog wieder bei uns ein und mein persönliches Drama wiederholte sich. Mein Mann hat mich mehrmals gebeten, mit dem Stillen aufzuhören, auf mich zu schauen, einfach wieder die Flasche zu geben. Doch ich wollte es so unbedingt.

Dann, nach einigen Wochen mit allen möglichen Globulis, Cremes, Quark- und Retterspitzwickeln und zahlreichen Arztbesuchen …

… als wir schon einen Rhythmus mit Stillen, Zufüttern und Abpumpen gefunden hatten, stellte ich abends auf einmal fest, dass sie nicht mehr weinte nach dem Stillen und ich ließ die Flasche weg. Am Tag drauf auch. Und dann lief es. Ich konnte tatsächlich endlich, zehn Wochen nach der Geburt, voll stillen, schmerzfrei dank Stillhütchen auf der „Problemseite“ und ohne Stress. Der Druck war weg, die Schmerzen auch, die Kleine trank wie selbstverständlich und die Milch reichte. Es hatte sich gelohnt zu kämpfen. Bis Laura elf Monate alt war, hatten wir eine sehr entspannte, harmonische Stillbeziehung. Und ich bin sehr glücklich und dankbar für diese versöhnliche Erfahrung.

Als ich zwischendurch dann doch mal länger alleine weg wollte und die Kleine die Flasche (und tatsächlich alle Flaschen von allen Marken) verweigerte, kam mir kurz der Gedanke, dass beim ersten Kind damals doch nicht alles schlechter war. Und zugegebenermaßen war auch das Verhältnis zwischen Papa und Tochter durch das Fläschchen geben beim ersten Kind von Anfang an inniger als beim zweiten. Laura lässt sich noch heute, fünf Monate nach dem Abstillen, kaum von meinem Mann ins Bett bringen. Aber das liegt auch wahrscheinlich nicht nur am Stillen oder Flasche geben.

Für mich steht fest: ich bin dankbar für beide Erfahrungen. Stillen hat etwas Magisches, Einzigartiges und es ist wunderschön, wenn es funktioniert.

Das Abstillen war dann im Gegensatz zum Start auch sehr einfach und harmonisch. Ich wollte nie länger als zwölf Monate stillen und an diesem Gefühl änderte sich auch die ganze Zeit über nichts. Trotzdem war ich die Tage und Wochen davor etwas sentimental und versuchte den Moment noch einmal ganz bewusst wahrzunehmen. Irgendwie war mir bewusst, dass es an der Zeit war und dass es auch für die Kleine ok sein würde. Ich stillte damals nur noch abends und nachts, ansonsten aß sie Brei. Und als ich dann innerlich bereit war, klappte es auch auf Anhieb: der Papa brachte sie ins Bett, gab ihr die Flasche und sie schlief ein. Ohne einen einzigen Schrei nach der Brust. Wenige Tage später hatten wir abgestillt, ganz ohne Drama, Tränen, Schmerzen. Wir waren einfach soweit.

HILFREICHE (HEBAMMEN-) TIPPS ZUM STILLEN

  • Es dauert ca. sechs Wochen bis es schmerzfrei läuft mit dem Stillen. Nehmt euch die Zeit und setzt euch nicht unter Druck.
  • Wenn eine Entzündung/Milchstau auftritt: alle Besuche absagen und hinlegen. Der Grund ist fast immer zuviel Stress.
  • Stille nach Bedarf, immer wenn dein Baby sich meldet.
  • Folge deinem Gefühl, deiner Intuition.
  • Gehe nur soweit, wie es dir guttut und du dahinter stehst.
  • Stillen muss man lernen. Richtig anlegen und Stillpositionen von der Hebamme zeigen lassen.
  • Baby und Mama sollten beim Stillen Bauch an Bauch liegen, sodass das Kleine den Kopf nicht drehen muss um zur Brust zu kommen.
  • Flasche ist auch okay, alles ist okay wenn es für Mama und Baby passt.
  • Im Wochenbett muss alles fließen: Milch, Blut und Tränen. Alles ganz normal.

HILFREICHE MITTEL FÜR EINEN GUTEN START BEIM STILLEN

  • Weiche Stilleinlagen: am Anfang kann jede Berührung Schmerzen bedeuten. Mir haben daher die weichen, dicken Stilleinlagen, z. B. von babylove, viel besser getan als die teureren und saugfähigeren von Lansinoh.
  • Brust-Donut oder Brustring: aus Mullbinden und Stilleinlagen kann man die sogenannten Brust-Donuts zum Schutz von wunden Brustwarzen selbst basteln. Ähnlich funktionierende Brustringe aus Silikon gibt es auch zu kaufen.
  • Schwarzer Tee: ein wahres Wundermittel bei wunden Brustwarzen (und wundem Babypo) sind Schwarzer-Tee-Beutel. Einfach Wasser aufkochen, Teebeutel etwas ziehen lassen, auswringen und dann auf die Brustwarzen legen.
  • Muttermilch: nach dem Stillen ein paar Tropfen auf die Brustwarze träufeln und leicht einmassieren.
  • Luft und Sonnenlicht: am besten oben ohne auf den (uneinsichtigen) Balkon legen, Sonnenlicht beschleunigt den Heilungsprozess wunder Brustwarzen.
  • Warme Dusche: hilft gut bei spannenden, harten Brüsten und drohendem Milchstau.
  • Kalte Quarkwickel: hilft ebenfalls im Wechsel mit warmem Duschen gegen das spannende Gefühl und Verhärtungen in der Brust.
  • MultiMAM-Kompressen: zur Regeneration wunder Brustwarzen, sehr wohltuend wenn man sie davor in den Kühlschrank gelegt hat, definitiv ihr Geld wert.
  • Brustwarzensalben: Beinwellsalbe, Brustwarzensalbe von Lansinoh, mamma mia und vielen anderen Herstellern
  • Rosenwasser: von einigen Hebammen bei wunden Brustwarzen empfohlen
  • Stillhütchen: obwohl viele wegen Saugverwirrung abraten – mir haben die Stillhütchen (von medela) sehr geholfen, als die Schmerzen beim Stillen auf einer Seite so groß waren, dass ich fast aufgehört hatte. Als die Brustwarze sich erholt hatte, konnte ich das Hütchen weglassen und problemlos weiter stillen.
  • Wenn die Schmerzen gar nicht auszuhalten sind, kann man auch Schmerzmittel wie Ibuprofen in Ansprache mit der Hebamme einnehmen. Hilfreich ist da auch immer eine kurze Recherche auf www.embryotox.de

Alles Gute für euch!

Christine

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